3. SONNTAG DER OSTERZEIT

4. Mai 2014

Evangelium nach Johannes (21,1-14)

Gedanken zum Evangelium

Die damaligen Freunde von Jesus sind – nach den katastrophalen Ereignissen in Jerusalem - in ihr Alltagsleben zurückgekehrt. Sie üben wieder ihren alten Beruf aus. Aber ihr Fischfang bringt nichts. Sie bleiben die ganze Nacht über erfolglos. Hier macht der Evangelist eine Anspielung auf die Erfolglosigkeit und die Resignation seiner Gemeinde. Die Jünger wollen wieder nach Hause, wo sie sich ausruhen können. Sie fahren zum Ufer. Dort wartet ein Fremder auf sie. Es ist Jesus. Aber sie erkennen ihn nicht sofort.

Tagaus, tagein sind wir mit vielen Dingen beschäftigt, im Berufsleben, im Familienleben, in der Freizeit. Ob wir da an Jesus denken? Wahrscheinlich nicht allzu oft. Es gibt Wichtigeres, das Vorrang hat. Jesus ist nur am Rande da, am Ufer. Aber daran denken wir nicht. Er ist weit weg. Ein Fremder.

Aber ab und zu wollen wir dem Trott und der Hektik des Alltages entfliehen, suchen Ruhe, fahren aufs Ufer zu. Ob wir Jesus, der da ist und auf uns wartet, dann erkennen?

Was heißt aber „erkennen“? Ich habe schon einiges über ihn gehört. Ich weiß, dass es ihn gibt. Aber was bedeutet er mir? Kann ich mit den Aposteln sagen: „Es ist der Herr.“ Ist er derjenige, der mein Leben beeinflusst, steuert, ihm eine Richtung gibt. Ich sage nicht mehr: „Ich bin der Herr meines Lebens“, sondern: „Er ist mein Herr.“ Mit ihm kann mein Leben gelingen. Oder bleibt Jesus für mich ein Fremder, der am Ufer steht und weiter nichts zu bedeuten hat?

Das stellt sich dann heraus, wenn er mich anspricht, vielleicht durch einen fremden Menschen. Vielleicht lädt er uns ein, unsere Netze einmal auf einer anderen Seite auszuwerfen – unsere Arbeitsweise zu ändern? Diese Aufforderung muss für die Apostel zunächst fremd gewesen sein. Sie waren ja erfahrene Fischer und sie wussten, was sie tun mussten. Und was Jesus da vorschlägt, ist nicht sehr vernünftig. Aber sie tun es, denn er ist für sie der Herr! Ohne Jesus haben sie nichts zustande gebracht. Mit ihm stellt sich der Erfolg ein: 153 Fische. Man nimmt an, das ist eine symbolische Zahl, weil man damals 153 Fischarten kannte. Die Christen sollen also alle Menschen ansprechen und versuchen, sie für den Glauben an Jesus zu gewinnen – ohne jemanden auszuschließen. Ob auch ich bereit bin, meine Netze einmal anders auszuwerfen, nur wegen Jesus? Er ist ja doch mein Herr?

Jesus lädt die Jünger zum Essen, zur Mahlgemeinschaft mit ihm ein. Er bricht für sie wieder das Brot, so wie bei ihrem letzten Abendmahl. Auch die zwei Jünger von Emmaus erkennen ihn beim Brechen des Brotes. Durch dieses gemeinsame Essen machen sie in einer intimen Atmosphäre die Erfahrung der Verbundenheit mit Jesus. Dieses Mahl ist etwas typisch Christliches. Jesus hat es gewählt, damit wir – in der vertrauten Atmosphäre eines Mahles – unsere Verbundenheit mit ihm spüren und ausdrücken können.

Hat Johannes diese Erzählung in sein Evangelium aufgenommen, um seiner Gemeinde - und auch uns - Mut zu machen? Eine Erzählung wider Resignation und Vergeblichkeit? Was haben wir in unserer Pfarrgemeinde nicht schon alles versucht und ausprobiert? Oft spürt man ein Gefühl der Müdigkeit, der Resignation. Steht Jesus dann aber nicht zu viel am Rande, am Ufer, unerkannt? Ist er dann nicht zu wenig „unser Herr“? Auf sein Wort hin weitermachen, Netze auswerfen, uns von ihm einladen lassen zum Mahl der Gemeinschaft mit ihm und miteinander … dazu werden wir durch dieses Evangelium ermuntert und aufgerufen. Weitermachen, weil wir Jesus als unseren Herrn erkannt haben! Uns auf sein Wort hin weiter für den Glauben einsetzen, ja sogar dann, wenn es unlogisch oder sinnlos zu sein scheint. Vertrauen zu Jesus soll unsere Energiequelle sein. Dieses Vertrauen kann Wunder wirken.

Nur so kann sich christliche Gemeinschaft entwickeln und weiterwachsen. Nur so können wir bestehen in einer Welt, die glaubt, ohne Gott auskommen zu können.

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